Das Friesen – Sie

Der Friese duzt fast immer alle Menschen. Das kommt sicher aus dem Dänischen, wo in der Regel das „Du“ bei allen Gelegenheiten gilt und eigentlich nur die Königin gesiezt wird. Die Grundschulkinder sprechen ihre Lehrer im Friesenland mit „Du“ an und sagen etwa: „Du, Frau Petersen, kannst du mir mal helfen?“

Nun werden ja auch kleine Friesen mal erwachsen und merken, dass man manchmal jemanden „siezen“ müssen. Da wird dann gerne auf die Form „Ihr“ ausgewichen, auch wenn sie nur mit einer Person sprechen, sagen sie beispielsweise: „Könnt ihr mir noch mal die Unterlagen mitgeben?“  Junge Kollegen sind immer wieder verdutzt (hihi, Wortspiel), dass sie von einigen Eltern geduzt werden.  Böse Absicht oder gar mangelnde Wertschätzung ist das bestimmt nicht, eher so ein langsamer Wegfall des Siezens. Als Kind habe ich alle Erwachsenen sowas von gesiezt und heute duzen einen die Freunde der Kinder ganz selbstverständlich (was mich nicht stört). Ist das nun ein Verfall der Sitten oder einfach eine gesellschaftliche Veränderung? Findet sich dieser Trend auch in anderen Teilen der Republik? Ich bin gespannt auf eure Antworten.

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16 Gedanken zu “Das Friesen – Sie

  1. Von jeher habe ich meine Vorgesetzten gesiezt, egal ob sie mir das Du zum 10. oder zum 100. Male angeboten haben. Das geht für mich persönlich gar nicht. Wenn jetzt von Flo oder Biene Freunde kamen, so haben die mich auch immer mit Sie angesprochen. Kann aber auch sein, dass es daran liegt, das die immer ( haben mir meine Kinder geflüstert ) einen Heiden Respekt und Spundis vor mir hatten. Heute sehe ich das alles lockerer. Auszubildende brauchen bei mir nicht mit dem blöden Sie ankommen, es sei denn, es herrscht starke Antipathie. Unser ganzes Leben unterliegt Veränderungen, warum also auch nicht in der Ansprache?

  2. Ich mag diese Duzerei ohne Ansehen der Person nicht. Im Arbeitsleben werden da Strukturen vorgegauckelt, die es so gar nicht gibt, denn die Hierarchien gibt es ja trotzdem. Bei Ikea krieg ich regelmäßig die Krise. Ich duze auch die meisten Menschen in meiner Umgebung und wir haben uns hier von Anfang an mit fast allen Nachbarn gleich geduzt. Das ist für mich okay, aber nicht immer und überall.

  3. von den freunden meiner kinder geduzt zu werden macht mir nichts aus, respektlos ist das ja nicht. sie signalisieren mir damit eher, dass sie zur famlie gehören.
    mit fremden bin ich aber nicht leicht per du. auch nicht mit neuen kollegen. das du biete ich nur an, wenn ich jemand mag, nicht aus höflichkeit oder weil es alle machen.
    mit meinem chef bin ich per sie, obwohl wir uns mögen und gut miteinander auskommen, möchte ich hier eine distanz wahren.
    aber die piri hat recht, wir schwaben sagen auch: du, herr xyz gib mir mal… aber nur wenn ich jemand mag (siehe oben).
    lieben gruß! sabine

  4. Im Pott wird geduzt – und ich fand das schön. Ich kann mich hier nur ganz schwer ans Siezen gewöhnen. Am allermeisten aber verwundert es mich, dass ICH jetzt eben auch wieder gesiezt werde. Das gabs schon ewig nicht mehr.

    Grüße! N.

  5. Ich muss zugeben, ich bin in der Beziehung ein bisschen altmodisch. Ein „Sie“ schafft eine gewisse Distanz, die ich vor allem am Arbeitsplatz ganz angenehm finde. Am liebsten würde ich meine Vorgesetzten sietzen, nur dass die das „Du“ offenbar ganz fürchterlich „cool“ finden und deshalb jedem neuen Mitarbeiter bei Eintritt sofort verkünden „Du, wir sind hier übrigens alle ganz locker – und sagen Du!“. Was mich irgendwie ärgert. Denn es ist so unaufrichtig. Da wird eine Lockerheit demonstriert, die in keinster Weise „echt“ ist. Eigentlich ist es ein sehr konservativer Betrieb und meine Chefs sind in Wirklichkeit meilenweit davon entfernt meine bzw. unsere „Kumpels“ zu sein – was ja auch ok ist, also warum muss man unbedingt lockerer tun als man ist? Und unsereiner muss dann natürlich „mit“ – weil eben von oben angeordnet – ob man will oder nicht. Selbst Dienstleister werden konsequent geduzt und als „Kollegen“ bezeichnet. Gelegentlich habe ich versucht, mich dem Dutzen zu verweigern, z.B. in dem ich Neue, die mich vom ersten Tag an duzten stur weiter gesiezt habe. Meistens kapieren die’s dann, allerdings halten mich infolgedessen wohl einige für schwierig oder zickig. Übrigens wenn ich Kollegen näher kenne und nicht total unsympathisch finde, ist das „Du“ für mich wiederum ok. Na ja, und bei dem neuen Kollegen mit dem schwierigen Nachnamen, den ich nicht aussprechen kann 😉 Mich störts nur bei völlig Fremden und auch bei den Vorgesetzten wäre mir siezen einfach lieber. Aber man kann es sich nicht immer aussuchen…Lg, Annemarie

  6. Bei uns im Unternehmen wird untereinander generell geduzt, egal ob Chef oder Kollege, ebenso beim Sport. Bei den Freunden von den inzwischen ja erwachsenen Kindern bin ich immer etwas unsicher, selbst wenn ich sie von klein auf kenne. Ich lasse dann durch die Kinder klären, was da erwünscht ist.
    Grüßle Bellana

  7. Bei uns wird das sehr unterschiedlich gehandhabt.
    Die Freunde meiner erwachsenen Kinder sagen meist Sie, es sei denn, sie sind langjährig hier im Hause ein- und ausgegangen. Dann hab ich aber immer das Du angeboten.
    Im Job gibt es bei uns keine Firmenphilosophie. Ich dutze meinen kleinen Chef, aber das habe ich gefühlt schon immer getan. Nur war er damals noch nich Scheffe. Den großen Boss sieze ich und das ist auch gut so. Wir können nicht so gut miteinander…
    In meinem eigenen Team wird geduzt. Ich kann aber auch mit den meisten meiner Mitarbeiter gut. Ehrlich und unaufgesetzt. Das ist mir ungeheuer wichtig. Ich mag ein en offenen Umgang miteinander, auch wenn es schneller mal zu Diskussionen führt als wenn frau nur per Order Mufti führt 😉
    Ansonsten – ich hab viel mit den Jungs vom Bau zu tun – die duzen mitunter ohne jede Vorwarnung 😉 Aber das gilt dann oft als Respektsbekundung. Frau ist akzeptiert und eine von ihrem Schlag.

  8. Ich glaub hier, wo ich wohne, wissen manche gar nicht, dass es die Form „Sie“ gibt 😉
    Ich musste mich sehr daran gewöhnen, v.a. bei meiner Arbeit, wo mich jeder selbstverständlich geduzt hat (und ich jeden selbstverständlich gesiezt….) – aber mittlerweile bin ich selber schon total unsicher, wenn ich jemandem hier begegne, der aber nicht von hier ist: soll ich da jetzt duzen oder siezen???
    🙂
    alles liebe. maria

  9. Ich arbeite in einer schwedischen Firma. Hier wird nur geduzt. Meinen Vorgesetzten zu duzen hat mich starke Überwindung gekostet, da ich bei der Firma mit dem Stern gelernt habe und da geht es nun mal gaaanz anders zu. Aber inzwischen geht es mir leicht über die Lippen und wenn mich ein Kunde duzt, finde ich das auch okay. Ich duze die Kunden allerdings nicht, obwohl ich das dürfte… 😉

    LG

  10. Ich möchte es mir gerne raussuchen können, wem ich das Duzen erlaube und wem nicht. Ich selbst duze nicht, es sei denn es sind langjährige Bekannte oder Freunde. Das „Sie“ ist für mich einerseits eine Wertschätzung der anderen Person, aber auch ein Schutz. Als Lehrer in der Erwachsenenbildung ist mir ein bissel Abstand immer ganz gut bekommen.

  11. Es gibt ja nicht nur ein Friesen-Du, sondern auch ein Bayern-Du und man kann hier Leute sehr beleidigen, wenn man sie siezt.
    Für mich ist das ganz schlimm, denn ich bin von den Eltern auf ein Hochdeutsch-Sie programmiert worden.
    Seien wir mal dankbar, dass wir nicht in Frankreich wohnen, denn dort kommt es durchaus noch vor, dass man Gatten, Eltern und Großeltern siezt.
    LG
    Sabienes

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